Jadup und Boel
Englischer Titel: Jadup and Boel
Originaltitel: Jadup und Boel
Drama – DDR
Produktionsjahr: 1980
Filmlänge: 104 Minuten
Filmbeschreibung:
Der Bürgermeister einer altmärkischen Kleinstadt wird durch einen aktuellen Anlaß an ein dunkles Kapitel in seiner Vergangenheit erinnert. Noch einmal bewegt und belastet ihn die Vergewaltigung eines Mädchens in der unmittelbaren Nachkriegszeit, die von Täter und Mitwissern Jahrzehnte lang verdrängt wurde. Dieses Problem der Verdrängung von unbequemen Wahrheiten hat sich seitdem in immer neuen Facetten fortgesetzt. Ein ausdrucksstarker Versuch, sich in poetischer und zugleich realistischer Weise mit der jüngeren deutschen Geschichte und der Gegenwart auseinanderzusetzen. Gleich nach der Fertigstellung verboten, konnte der ebenso kritische wie wahrhaftige, in seinen Stilmitteln groteske und expressive Film erst kurz vor dem Umbruch in der DDR gezeigt werden.
Um 1975. Eine kleine Stadt in der Altmark. Während Bürgermeister Jadup zur wohltönenden Rede anläßlich des Kaufhallen-Richtfestes ansetzt, stürzt wenige Meter weiter die alte Kate von Frau Martin ein. Als Trödelsammler Gwissen dort einen alten Friedrich-Engels-Band herausfischt, entdeckt Jadup eine Widmung, die er einst dem Mädchen Boel Martin schrieb. Die Vergangenheit wird für Jadup lebendig, im Ort leben alte Gerüchte wieder auf. Boel kam mit ihrer Mutter 1945 als Flüchtlingskind in die Stadt. Zwischen ihr und Jadup entwickelte sich eine enge Freundschaft, er brachte ihr Schreiben und Lesen bei und er wollte sie mit seiner Begeisterung für die neue Zeit anstecken. Boel aber hatte sich in ihn verliebt, schämte sich aber der vielen Warzen auf ihren Händen. Das nutzte ein Arbeiter aus, der ihr versprach, die Warzen zu besprechen, um das Mädchen in eine Scheune zu locken und zu vergewaltigen. Die Tat wurde bekannt. Boel wollte den Namen des Täters aber nicht nennen. Tratsch und Klatsch blühten in der Kleinstadt, und Jadup stand ihr nicht bei. Boel verschwand spurlos aus der Stadt. Nun, viele Jahre später, holt Jadup die Vergangenheit ein. Nicht nur, daß er sich schuldig an Boels Verschwinden fühlt, daß er sich seine Feigheit eingesteht, er beginnt zugleich, sein gegenwärtiges Leben kritisch zu überdenken. Ihm wird der Widerspruch zwischen Parteipropaganda und Wirklichkeit bewußt: bei einem Zusammentreffen mit den Jungen Historikern in der Schule seines Sohnes, in der überfüllten Kaufhalle mit überforderten Verkäuferinnen, beim dogmatischen Kreissekretär der SED. Und Jadup sieht Parallelen im Leben seines 14jährigen Sohnes Max. Auch ihn mag ein Mädchen, das anders ist als die anderen und nicht nachplappern will, was verlangt wird. Doch es hat den Anschein, daß Max nicht so feige ist wie sein Vater.
Darsteller der Jungenrollen
Dieser Film wurde von Heiner in die Filmliste eingetragen!
Archiv der Sende- und Vorführtermine:
Montag, 4. Mai 2009, 22.55 bis 0.35 Uhr, MDR
Sonnabend, 1. (2.) August 2009, 2.25 bis 4.05 Uhr, MDR